Der Familienname


Die Deutungen über den Ursprung des Namens Rocholl sind sehr verschiedenartig.

a)
Am schwungvollsten erscheint die Auslegung, dass durch sprachliche Umbildung aus dem gotischen "hroc" (Schlachtruf, Kriegsgeschrei) das heutige "Roch" der ersten Hälfte des Wortes entstanden sei, und dass in Verbindung mit der zweiten Silbe "wald", "ald", "old" (walten, herrschen, gewaltig) dem ganzen Namen "hrocold" die Bedeutung "der im Schlachtruf Gewaltige" zukomme. Eine gewisse Kampfesfreudigkeit ist zum mindesten in den älteren Geschlechterreihen erkennbar und soll als Erbanlage vereinzelt auch heute noch vorkommen.

b)
Weniger kriegerisch klingt jene Nachricht - wenn man sie auf die Familie Rocholl anwendet - , wonach das spottlustige Mittelalter die Behausung der ausgestorbenen Familie von Berchem mit dem Beinamen Rockholl, das ist Rauchloch, belegte, und diese Familie, der Gewohnheit der Umwohner folgend, sich schliesslich samt ihrem Hause ebenso benannte, nämlich "von Berchem gen. Rochholz"

c)
In diesem Zusammenhang sei noch eine andere Deutung erwähnt, nämlich die Ableitung des Namens von Rauchhöhle = Schornstein. Diese Auslegung erfreut sich weiter Verbreitung in der Familie. Daher auch - als sogenanntes redendes Wappen - das Hauswappen mit dem rauchenden Schlot.

d)
Neuerdings teilte der aus dem Münsterlande stammende Urkundenverwalter Ferdinand Schmidt, Burg Altena i. W., mit, dass man in Westfalen mit Rauchholz einen Holzpflock bezeichnete, an dem die Würse und Schinken im Rauchfang hingen. Dann würde der Familienname Rocholl vielleicht zu der großen Gruppe von Namen gehören, die von Gegenständen des täglichen Bedarfs abgeleitet sind, wie z.B. Tischbein, Ofenloch, Kettelhack (Kesselhaken).

e)
Zu guter Letzt eine Erklärung, die den Vorzug hat, an eine urkundlich überlieferte, recht alte Namensform anzuschließen. In der Zeitschrift des Soester Geschichtsvereins 1898/99 (Heft 16) bringt auf Seite 9 und folgenden der (ungenannte) Herausgeber Proffessor Vogeler "Ältere Nachrichten über Lohne", die er offenbar aus Urkundenstücken der von ihm verwalteten Soester Stadturkundensammlung entommen hat. Dort ist auf Seite 20 mehrfach von "Rockelohs Hof" die Rede, der heute "Rochollshof" heisst. Der Name gehört jetzt also zu den zahlreichen jetzt auf l endigenden westfälischen Namen, bei denen dieser Endlaut der Rest der alten Endsilbe "Loh" ist. Loh aber heisst Holz, Gehölz, heute noch erhalten in Lohe, und Bestandteil des Familiennamens Lohmann (Lehmann). Beispiele für die Abschleissung der beiden Endbuschstaben sind die Namen "Grevel" und "Twickel". Beide sind westfälische Uradelsnamen. Nach dem ersten heisst heute noch ein Dorf in der Nähe von Dortmund. Sein Ursprung ist Grevenloh = Grafenwald. Twickel hingegen heisst noch im 15. Jahrhundert Twickeloh. Noch heute nennt der Münserländer Bauer einen Zweig Twickel. Die hochdeutsche nächste Form ist Zweigel(ein). Twickeloh ist aber auch das genaue Gegenteil von Rockeloh. In diesem Namen ist das "Rocke" zu deuten, wie es in allen anderen Erklärungen des Namens Rocholl gedeutet wird, und ie es in der Form "Rauchholz" am deutlichsten erhalten ist, nämlich als "rauh". Die "Herren von Rockeloh (Rocholl)" wohnten also am rauhen, dick(icht)en Holz, die "von Twickeloh (Twickel)" am dünnen Gehölz. Jetzt erklären sich auch alle die Formen wie Rockel, Röckel, Rochel, Rockol, Rochol. Aus der Genitivform "Rochols" ist dann die erwähnte Form "Rauchholz" entstanden. Wenn sie zufällig auch auf -holz endet, so ist das ein Zufall, jedenfalls stammt diese Silbe nicht unmittelbar von dem alten Bestandteil -loh her. Die Häufigkeit des Tatbestandes, dass ein Bauer am Dickicht wohnte und nach ihm als einem besonderen Merkmal seines Hofes benannt wurde, erklärt auch die Häufigkeit der namensbildung "Rocholl". Daher brauchen durchaus nicht alle Träger des Namens "Rocholl" miteinander verwandt sein, was indessen umgekehrt für Namsträger "Rocholl", die aus Rade stammen, sehr wohl der Fall sein dürfte.

f)
Die Schreibweise des Namens "Rocholl" ist, wie die Unterschriftentafel (Bildtafel 3 im Buch) zeigt, seit Gottschalk Rocholl, *1593, gleichgeblieben, wenn auch der Bürgermeister Peter Rocholl, der 1675, 88 und 94 seinen Namen mit zwei l schreibt, 1682 eigenartigerweise mit einem l zeichnet. In den Urkunden kommen allerdings infolge des Sprachgebrauchs jener Zeit Entstellungen in den mannigfaltigsten Abweichungen vor. - Ein Namensträger sah sich um 1830 aus Überzeugung, dass ein l genüge, veranlasst, weiterhin "Rochol" zu schreiben. Aus dieser Angewohnheit entwickelte sich unter seinen Nachkommen eine als regelrechte Namensänderung empfundene neue Schreibweise.
(Auszug aus dem Buch)